Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich

Hier können Reiseberichte über schöne Reisen, gerne bebildert, gepostet werden.
Benutzeravatar
Rod
Hardcore-Camper
Hardcore-Camper
Beiträge: 1159
Registriert: 03.05.2005 15:54
Land: Deutschland
Zugfahrzeug: aktuell Fahrrad
Camper/Falter/Zelt: Eureka Zelt: "Tunnel Vision TC" mit grossem Tarp 2007
Wohnort: Berlin

Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich

Beitrag von Rod »

Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich

Die ältesten Campingplätze der Welt liegen im - Perigord :lol:

Die Mittelmeerregion zu heiß, der Atlantik zu stürmisch? Dann seid ihr im südwest-französischen Perigord genau richtig. Kühlende Westwinde streichen über sanfte Hügel, Milane kreisen über den fischreichen Flusstälern der Dordogne und Vezere. Das Grün der Wälder sättigt das Auge, Trüffel, Gänseleberpastete reizen den Gaumen und der fruchtige Montbazillac rundet alles ab. Der Cro-Magnon Mensch, ein Vorläufer des Homo sapiens, also von uns, schlug schon vor ca. 30 000 Jahren hier seine Zelte auf. Und wer vor seinen früheren Höhlenwohnungen im Tal der Vezere sitzt und die Milde der Nacht fühlt, der spürt, die Jungs lebten hier schon wie Gott in Frankreich, als noch kein Wesen auch nur an die Grande Nation dachte.

Irgendwie muss man ins Perigord kommen, und eine schöne Erfahrung ist immer, dem Lauf eines Flusses zu folgen, in diesem Fall der Dordogne. Sie entspringt weiter östlich am Puy de Sancy nahe Mont-Dore in der Auvergne. Wer sich das Vergnügen einer "Flussreise" gönnt, kann von Clermont-Ferrand kommend so etwa ab Mont-Dore dem noch recht kleinen Fluss folgen.

Der Wintersportort Mont-Dore ist außerhalb der Skisaison üblich rustikal, einen kleinen Stopp ist er wert, aber dann kann man weiter nach Bourboule fahren. Der Kurort strahlt einen freundlich morbiden Charme aus, bei schönem Wetter kann man bequem ein, zwei Tage zum entspannen bleiben.

Wer verwinkelte Bergstraßen liebt, der folgt hinter La Bourboule der D 987 in das obere Dordogne-Tal (Schlucht von d'Aveze). Die Landschaft ist aber so zerklüftet, dass man den Fluss zwar oft kreuzt, aber mit dem Wagen nie direkt am Ufer fahren kann. Wir finden trotzdem, dass sich die Fahrt lohnt. Aber seid gewarnt, das ist reisen und kein schneller Transport zum nächsten Campingplatz.

Von der relativ flotten D 922 über Bort-des-Orgues bieten sich nach Lust und Laune immer wieder Abstecher zur Dordogne an. Ab Mauriac führen winzige Straßen, die weißen in den Michelin-Karten, entlang des Flusses, für Ausflüge einfach toll. Wenn die Straßen in den Michelin-Karten einen grünen Rand haben, dann weist das auf besonders schöne Strecken hin, und das trifft hier wirklich zu.

So kommt man dann nach Argentat ) mit seiner wunderbaren Uferpromenade. Kleine Bars und Restaurants mit Vorgärten säumen das Ufer der Dordogne. Unter dem grünen Blätterdach könnte ich ewig bleiben. "Was tust du?? ... - Ich sitze".

In Argentat bietet neben dem Camping Municipal der Campingplatz "Chateau Gibanel" mit einem kleinem Schlösschen und Parzellen direkt am Wasser einen wunderbaren Standort zur Erkundung der Region. (Beschreibung demnächst auch unter Campingplätze im Forum). Wir hatten im Hochsommer Glück, riefen einen Tag vorher an, ob was frei ist und bekamen einen Platz direkt am Stausee, besser geht?s nicht.

:arrow: TIPP: Die Dordogne ist das ideale Kanu-Gebiet für Familien. Auf fast jedem Campingplatz könnt ihr bei einem Vermittler Boote mieten, oder einfach den Hinweisschildern der Verleiher zum Fluss folgen. Meist werden unterschiedlich lange Touren angeboten. Ihr sucht euch eine Tour aus und bekommt Schwimmwesten, das Boot mit einem wasserdichten Fass, das auf dem Kanu festgeschnallt wird. Dort packt ihr (trockene) Klamotten zum wechseln, Essen Getränke und vor allem Sonnenmilch rein, die Sonnenstrahlung wird von der Wasseroberfläche reflektiert und ihr habt schnell einen ordentlichen Sonnenbrand. Ihr bekommt einen Plan der euch den Zielort zeigt. Von dort werdet ihr mit einem Kleinbus wieder an die Basisstation zurückgebracht, ihr müsst also nix organisieren!

Wer noch nie ein Stechpaddel in der Hand hatte schließt sich einfach einer geführten Gruppe an, Sprache ist kein ernsthaftes Problem, meist sind auch andere Deutsche oder Holländer dabei, einfach gucken und mitpaddeln. Die winzigen Stromschnellen der Dordogne sind leicht zu fahren: Mit ordentlich Schwung im rechten Winkel die Welle durchschneiden, die Boote sind aus widerstandfähigem Kunststoff, da kann nichts passieren. Außerdem, die Dordogne ist im Sommer kein Wildwasser, eher ein ruhiger gemächlicher Fluss.


:arrow: TIPP: Kanufahrt von Argentat bis Beaulieu. Von Argentat lässt es sich bequem in vier Stunden reiner Fahrzeit, ca. 22 Kilometer, bis Beaulieu paddeln. Im Sommer ist die Strömung gemächlich, lasst euch Zeit, legt ein Picknick auf einer Sandbank oder dem Ufer ein. Macht euch keinen Stress, wenn ihr nix macht wird euch der Fluss ans Ziel tragen. Schaut euch die vorbeiziehenden Winkel und Gehöfte an, über euch kreist vielleicht ein Schwarzmilan, wer aufpasst, kann in Flachwasserbereichen große Fische sehen, das Leben ist ein ruhiger Fluss.


Weiter nach Souillac - Sarlat - Beynac

Von Argentat könnt ihr auf kleinen Straßen links und rechts der Dordogne folgen, überall schöne Campingplätze entdecken, eine wunderbare und noch sehr ursprüngliche Region, die bestens geeignet ist, um einen Urlaub in Ruhe zu beginnen.

Schließlich erreicht ihr entlang der Dordogne Souillac und seid endlich :wink: am Eingang des Perigord, genauer gesagt, des schwarzen Perigord, worum es in diesem Reisebericht weiterhin im wesentlichen geht. Es warten noch das Weiße, das Grüne und das Purpurne Perigord, auf Entdecker.


Der direkte Einstieg ins Perigord "Noir"

Wer nicht dem Lauf der Dordogne von der Quelle folgen will, der kann bei Soulliac über die Autobahn (N 20) von Poitiers oder etwas quer durchs Land von Clermont-Ferrand kommend direkt ins Perigord eintauchen.

Ab Souillac ist die Dordogne dank zahlreicher Zuflüsse zu einem netten breiten Fluss geworden, der mit seinen unbefestigen Ufern und Sandbänken zum träumen, Rad fahren und paddeln einlädt. Das haben natürlich auch schon andere bemerkt, die Region wird jetzt deutlich touristischer, aber nicht überlaufen. Ihr könnt euch auch hier überall Campingplätze nach euren Vorstellungen aussuchen, das Angebot ist groß, die im ADAC empfohlenen Plätze aber oft ausgebucht. Macht nix, nehmt den preiswerteren ein paar Kilometer weiter, dort erholt ihr euch genauso gut, wenn nicht sogar besser.

Herz des Schwarzen Perigord ist das mittelalterliche Sarlat-la-Caneda , das aber ein paar Kilometer von der Dordogne entfernt in einem Tal liegt. Sarlat hat einen Innenstadtkern aus dem 16. Jahrhundert und viel Atmosphäre. Die Stadt ist so gut erhalten, dass man bisweilen den Eindruck des Künstlichen hat. Unbedingt den Markt von Sarlat am Samstagvormittag besuchen.

Macht euch früh auf die Socken, denn spätestens um 14.00 Uhr verläuft sich das Marktvolk im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stände stehen im ganzen Stadtkern und aufgetischt wird, dass die Schwarte kracht. Von der Gänseleberpastete, Trüffeln, Pasteten, Wildschwein-Würsten, Pilzen, Honig aus der Region, verschiedenste Kuchen wird alles geboten, was der Feinschmecker liebt. Trotz der vielen Käufer macht es Laune über den Markt zu bummeln und den Einkaufskorb zu füllen.

Folgt ihr dem Fluss von Souillac, kommt ihr an kleinen Dörfern vorbei und fast überall findet ihr Campingplätze. Beeindruckend ist das direkt am Fluss in eine Felswand gebaute Roque-Gageac . Dort könnt ihr Rundfahrten mit nachgebauten Flößerschiffen machen. Schaut euch den Ort unbedingt an, aber nicht an einem Wochenende, da ist zu viel los. Weiter Fluss abwärts erreicht ihr Beynac mit seinem Schloss. Hier endet für uns der schönste Teil der Dordogne. Nicht, dass es flussabwärts hässlich wäre, aber man ist durch das bisher Gesehene verwöhnt.


TIPPS RUNDFAHRTEN AUSFLÜGE

Wenn ihr im Perigord Noir Station macht, dann lohnt sich ein Tagesausflug nach Rocamadour , angeblich eines der schönsten französischen Dörfer, etwas süd-östlich von Souillac. Der Ort ist in der Alzou-Schlucht spektakulär in den Felsen gehauen. Wir haben ein etwas gespaltetes Verhältnis zu dem Dörfchen, weil es durch geschickte Vermarktung reichlich Besucher anzieht, also nichts für das Wochenende.

Wer bei Rocamadour vorbei kommt, sollte auf jeden Fall den nahe gelegenen "Rocher des Aigles", besuchen. Der "Felsen der Adler" ist eine Raubvogel-Aufzuchtstation in der Adler, Milane, Falken, Geier und Eulen gezüchtet, oder verletzte Tiere gepflegt werden. Im zugänglichen Teil seid ihr Aug in Aug mit den wunderschönen Tieren. Der Höhepunkt ist die Raubvogel-Vorführung. Die Tiere werden frei gelassen und kreisen hoch über dem am Hang gelegenen Adlerfelsen. Die Tierpfleger locken einen Vogel nach dem anderen mit Beutestücken aus der Luft. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schlägt ein Adler im Sturzflug seine Beute. Die Falken jagen in Zickzack-Flug über die Zuschauer. Und zum Schluss setzen sich alle Kinder dicht nebeneinander auf den Boden und strecken die Füße aus. Ein riesiger Geier läuft dann unter dem Gekreische der Kleinen über deren Füße. "Voll cool, mich hatt#n Geier getreten!"

Auf der Höhe von Sarlat solltet ihr nach einer guten Karte eine Rundfahrt zusammenstellen. Am besten den weiß mit einem grünen Rand ausgezeichneten Straßen der Michelin-Karte folgen. Links des Flusses habt ihr immer wieder spektakuläre Ausblicke und der ein oder andere Reiterhof begeistert den Nachwuchs. Abends lasst ihr den Tag in dem hoch über dem Tal gelegenen Örtchen Domme auf einer Terrasse mit Blick über die Dordogne ausklingen. Fast alle Orte, die wenige Kilometer von der Dordogne auf einer Anhöhe liegen, bieten pittoreske Ausblicke und prima kleine Restaurants, nur Mut.


Die Vezere

Von Sarlat etwa 20 Kilometer nordwestlich stoßt ihr am Zusammenfluss der Vezere und der Beune auf den netten Ort les Eyzies , dessen Fundamente auf menschlichen Siedlungen aus der Frühzeit stehen. Folgt der Vezere flussaufwärts bis nach Montignac und sucht euch in dem schönen Tal einen Campingplatz. Sie liegen oft direkt am Wasser und ihr könnt dort mit dem Boot starten. Insgesamt ist das Tal der Vezere etwas ruhiger als das der Dordogne. An der Vezere liegt auch der schöne Campingplatz "Le Paradis". Im Tal und der Umgebung laden dutzende prähistorische Höhlen zur Reise in die Vergangenheit ein. Außerdem sind reichlich Tropfsteinhöhlen zu besichtigen. Auf der Vezere könnt wie auf de Dordogne ein Kanu mieten und euch treiben lassen.


Frankreich-Rundreise

Wer diesen Teil des Perigord in eine Frankreich-Rundreise einbauen will, der kann von hier aus in etwa drei bis vier Stunden über Bordeaux direkt zur Atlantik-Küste fahren. Wen es eher ins Inland zieht, dem bieten sich östlich die Vulkanlandschaft der Auvergne oder südöstlich das Mittelmeer an.

Lust auf weitere Reiseberichte zum schmökern, schauen und inspirieren lassen?
Beste Grüße, Rod (c)
Zuletzt geändert von Rod am 21.06.2009 21:28, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Der eine Link funktionierte nicht mehr
Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.
(Augustinus Aurelius)
Schnatterinchen
Hardcore-Camper
Hardcore-Camper
Beiträge: 1061
Registriert: 06.04.2005 17:09
Land: Deutschland
Zugfahrzeug: Ohne Anhängerkupplung....
Camper/Falter/Zelt: Falterlos
Wohnort: Baden Württemberg

Re: Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich

Beitrag von Schnatterinchen »

Ich muss ihn einfach mal zur Urlaubszeit hochholen 8)
Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.
André Gide
Benutzeravatar
Jugger64
Site Admin
Site Admin
Beiträge: 3729
Registriert: 25.11.2008 12:22
Land: Deutschland
Zugfahrzeug: Skoda Fabia Kombi (1,0 95PS) EZ2020
Camper/Falter/Zelt: SK-Falter SK12 Bj. 2008
Wohnort: Essen

Re: Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich

Beitrag von Jugger64 »

Hallo Iris,
Schnatterinchen hat geschrieben:Ich muss ihn einfach mal zur Urlaubszeit hochholen 8)
recht hast du, und ich hab da noch einen Tipp wo man gut Station machen kann.
Rod hat geschrieben:Schließlich erreicht ihr entlang der Dordogne Souillac und seid endlich am Eingang des Perigord, genauer gesagt, des schwarzen Perigord, worum es in diesem Reisebericht weiterhin im wesentlichen geht. Es warten noch das Weiße, das Grüne und das Purpurne Perigord, auf Entdecker.
Nach ein paar Kilometern auf der D 804 in Richtung Salart-la-Caneda erreicht man offizielle Grenze zwischen dem Departement Lot und dem Departement Dordogne und man hat das Perigord Noir (Schwarzes Perigord) erreicht. Die Straße heisst ab hier D 703. Eine Änderung der Straßenbezeichnung von Departements-Straßen (D xxx) ist übrigens beim Überschreiten einer Departementsgrenze in Frankreich üblich.
Noch ein paar km und man erreicht den kleinen Ort Peyrillac-et-Millac, wo François seinen kleinen Camping La Périgourdine betreibt.
Bild

Gruß
Norbert
Antworten

Zurück zu „Reiseberichte“